Die BKG wird 70 Jahre alt

Fast unbemerkt in diesen von Corona beherrschten Zeiten, steht bei der Baumholderer Karnevalsgesellschaft (BKG) ein runder Geburtstag an: Am Mittwoch, 9. Dezember, wird sie 70 Jahre alt. Grund genug für Mitglieder des Vorstandes, sich eine Frage zu stellen: Was bedeutet die BKG für mich?

Der Vereinsvorsitzende Dirk Kaps bringt es kurz und knapp so auf den Punkt: "Die BKG ist für mich ein sehr aktiver Verein, der garantiert in der fünften Jahreszeit für einen sehr aufwändigen, aber humorvollen, witzigen, gesellschaftlichen und kulturellen Beitrag in der Stadt Baumholder sorgt.“

Einen Tick emotionaler drückt es Beisitzer Maurice Heidrich aus: "Für mich ist es die BKG-Familie, nicht einfach nur ein Verein. Vor, während und nach den verschiedensten Veranstaltungen, auf und hinter der Bühne, überall steckt viel ehrenamtliches Herzblut. Das macht die BKG aus." Seine Mutter Manuela Heidrich, ebenfalls Beisitzerin, kennt den Verein seit vielen Jahren und sagt: "Die BKG ist für mich pure Lebensfreude. Wir sind ein zusammen gewachsener Haufen aus Alt und Jung." In eine ähnliche Richtung geht die Aussage von Michael FLohr, der nicht nur als Beisitzer, sondern auch im Elferrat aktiv ist: "Für mich ist die BKG ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten, die für das Bestehen und die Fortführung einer Tradition teilweise hart arbeiten, dass es immer weiter geht. Aber auch viel lachen und mit sehr viel Spaß gemeinsam viele schöne Momente erleben."

Einen ernsten Blick auf die BKG wirft die stellvertretende Schriftführerin Martina Meschenmoser: "Jeder von uns weiß, wie schwierig es ist, Menschen zu finden, die in einer Vereinsgemeinschaft Verantwortung übernehmen wollen. Nachdem ich in die BKG-Familie eingeheiratet habe, habe ich sehr schnell erkannt, dass es nur wenige Aktive sind, die sich so ziemlich in jedem Vereinsbereich betätigen. Diese Erkenntnis hat mich veranlasst, mehr Verantwortung und Arbeit zu übernehmen. Ich bereue es bis heute nicht."

Ihr Mann und langjähriger Sitzungspräsident, Schriftführer Frank Meschenmoser, betont, dass er "jede Sekunde unserer unvergesslichen Fastnachts-Veranstaltungen" genossen habe. Jeder dieser Abende, inklusive der dafür aufgebrachten Vorbereitungsanstrengungen, sei für ihn etwas ganz Besonderes gewesen - "und das wird auch immer so bleiben". Mit der BKG habe er ein gemeinsames Miteinander erlebt und viele neue Freunde gefunden. Alle mit dem gleichen Ziel.

Das sieht auch Beisitzer und Sitzungspräsident Yannick Simon so: "Die BKG ist für mich Familie , Freunde , Vielfalt, Projekt und kulturelles Aushängeschild zugleich. Sie bindet Jung und Alt in eine gemeinsame Aufgabe ein. Das ist Vereinsleben im besten Sinne."

Und auch der Ehrenvorsitzende Dieter Heinz meldet sich zu Wort: "Die BKG ist für mich eine wichtige Institution in unserer Stadt, die eine alte karnevalistische Tradition fortsetzt. Sie sorgt aber nicht nur an Fastnacht für Frohsinn und lachende Gesichter, sondern ist auch in der übrigen Zeit des Jahres aktiv und unterstützt andere Veranstalter, damit in Baumholder etwas los ist.

Das war aber nicht immer so, wie ein Blick in die Chronik des Vereins verrät. Die BKG wurde am 9. Dezember 1950 als Nachfolger für die beiden vor dem Krieg in Baumholder bestehenden Karnevalsvereine "Mer wolles emol riskere" und "Mer sin net so" von 15 Personen gegründet. Der neue Verein um den Vorsitzenden Heinrich Pickard fackelte nicht lange und begeisterte nur wenige Wochen nach der Gründungsversammlung am 25. und 26. Januar 1951 mit den ersten beiden Veranstaltungen.

Die junge BKG erfreute sich bereits kurz nach ihrer Gründung immer größer werdenden Zuwachses, die Veranstaltungen hatten regen Zulauf. Aber es war in den ersten Jahren sehr schwierig, geeignete Räume für die Veranstaltungen zu finden. Es standen die Gastwirtschaft Schmidt, das Hotel "Zur Post" und das Café Schneider zur Verfügung. Erst 1954 kam es zu einer spürbaren Verbesserung, da man von nun an den Saal des Pa-Pa- Clubs nutzen konnte.

Trotz des neuen Saales kam es innerhalb des Vereines zu einer Krise, die darin gipfelte, dass in der Fastnachtssession 1954/ 55 keine Veranstaltungen stattfanden. Durch einen Beschluss der Mitgliederversammlung vom 24. Januar 1956 wurden alle weiblichen Mitglieder aus der BKG ausgeschlossen, "um in Zukunft allen Ärgernissen aus dem Weg zu gehen", wie es im alten Protokollbuch heißt.

Ab 1956 erlebte die BKG einen neuen Aufschwung, der eng mit dem Namen Helmut Reichmann verbunden ist, der eigens für die BKG den Baumholderer Fastnachtsschlager "Schönes Baumholder" komponierte. In den folgenden Jahren wurde für die Prunksitzungen jeweils ein Liederbuch herausgegeben.

Die BKG hatte für Vorträge hervorragende Aktive in ihren Reihen. Notar Ernst Skrupke, Edmund "Stresi" Müller, Hans Backes und Heini Bier. Auch die Westrich-Sänger und eine anmutige Prinzengarde zählten schon damals zu den Höhepunkten des Programms.

1964 wurde der Pa-Pa-Club verpachtet und stand der BKG nicht mehr zur Verfügung. Auch Bemühungen, die Brühlhalle für die Prunksitzungen zu nutzen, scheiterten. Die BKG sah sich nur noch in der Lage, Maskenbälle und Kindermaskenbälle im Café Schneider zu organisieren. Aber auch diese Aktivitäten wurden letztendlich eingestellt. Die BKG wurde zwar nicht aufgelöst, aber das Vereinsleben ruhte.

1985 setzte sich eine Gruppe junger Leute um Bernd Mai mit einigen Altaktiven zusammen, um die BKG zu reaktivieren. Noch heute sagt Mai: "Die BKG war für mich eine Herzensangelegenheit". Nach Gesprächen zwischen Mai, Frank Meschenmoser und Helmut Schmitt mit Verbandsbürgermeister Volkmar Pees konnte die Brühlhalle genutzt werden. Eine Werbeaktion führte dazu, dass die BKG bereits nach nur wenigen Monaten wieder mehr als 200 Mitglieder hatte.
Am 8. und 9. Februar 1986 schließlich fanden die ersten Prunksitzungen unter dem Motto "Baumholderer Fassenacht - vom Dornröschenschlaf erwacht" statt. Erster Sitzungspräsident der neuen BKG war der mittlerweile verstorbene Ehrenpräsident des Elferrats, Gerhard Jäger. Auch konnte die BKG dem närrischen Publikum mit Prinzessin Monika I. (Wiertz) und Prinz Frank I. (Meschenmoser) ein Prinzenpaar präsentieren.

Im Programm der Prunksitzungen fanden sich einige der Altaktiven der 1950er-Jahre. 1987 übernahm der Prinz des Vorjahres, Frank Meschenmoser, das närrische Zepter und wurde Elferrats- und Sitzungspräsident. Dieses Amt bekleidete er bis ins Jahr 2019. Heute führen Maren Meschenmoser und Yannick Simon als Präsidentenduo durch die Sitzungen. Und auch für Maren Meschenmoser ist dieser Verein etwas Besonderes: "Die BKG ist für mich ein kleiner Rückzugsort. Hier kann ich von November bis zum Fastnachtswochenende den Alltag ausblenden."

Die BKG zählt heute rund 450 Mitglieder und ist damit nach dem VfR der zweitgrößte Verein in Baumholder. Etwa 70 Mädchen, junge Damen und auch Jungs tanzen in den fünf Garden (Prinzengarde, Jugendgarde, Minigarde, Wonneproppen und Zappelinos) der BKG. Als weitere feste Gruppierungen sind ferner das Männerballett, die Damen ohne Namen, die Tanzmariechen und nach wie vor die Westrich- Sänger zu nennen. Sie trainieren zum Teil das ganze Jahr. Und alle sind überzeugt, dass nach einer außergewöhnlichen Session 2020/2021 wieder die gewohnten Aktivitäten auf der Tagesordnung stehen: neben den Prunksitzungen und dem Rosenmontagsumzug sind das auch die Teilnahme am Altstadtfest, an der VG-Sitzung, Helferfest und Vereinsfahrten.

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